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Die Gärten des 17. Jahrhunderts

 

1) Der "Gardte"

1586 veränderten die Auswirkungen der Reformation das Bistum Lübeck: es wurde zum evangelischen Fürstbistum, in dem fortan jüngere Söhne des regierenden Herzogshauses Schleswig-Holstein-Gottorf das Land regierten. 

 

Johann Friedrich, Fürstbischof von Lübeck (reg. 1607-1634), der seit 1596 auch Erzbischof von Bremen war, ließ im frühen 17. Jh. südöstlich der Schloßbucht und nahe der Wildkoppel einen Zier- und Nutzgarten anlegen.

 

Der Lustgarten darin stellte den ersten formalen Garten der Eutiner Residenz dar, den sog. Gardte.

 

Abb.: Karte vom Schloßgarten des mittl. 17. Jh.,

1706 zur Darstellung einer dän. Attacke benutzt.
(Kopie in SHLB)

Ein Augenzeuge – ein französischer Diplomat - bezeugt die Sorgfalt der mit einem pavillon de plaisir und einer fontaine ausgestatteten Anlage.

 

Auf dem Terrain dieses Zier- und Nutzgartens befindet sich heute die Ländliche Gegend  des Landschaftsgartens.

 

2) Das Schloßparterre

Der Nachfolger, Fürstbischof Hans (reg. 1634-1655), ein Bruder des Gottorfer Herzogs Friedrich III., führte den ‚Gardte‘ verändert weiter, umgab das Schloß kragenartig mit Parterres, deren Kompartimente zumeist geometrisch strenge Muster zeigten, bestellte „gehauene steinerne Statuen“ in Lübeck und ließ zwei aufwendige sandsteinerne Fontänenbecken von dem in Gottorf tätigen Cornelis van Mander im Südparterre errichten.

 

Ein italienischer Wasserkunstmeister, Fortuna Colombo,  war für die Fontänen zuständig.

Entlang des Stadtgrabens ließ Hans von der Vorburg bis zum Tralaugraben einen Melonengarten anlegen. Ein „Gartenhaus von um 1640 – vermutlich ein abschlagbares Pomeranzenhaus – gehörte zusammen mit einer integrierten Gärtnerwohnung zur Gartenausstattung.
Gärtner der Ära Hans waren „Lustgärtner“ Meister Harmen Meyer (+ 2.1.1635), Hans Manstadt, „Lustgärtner“ Lorenz Binninger (1619-1653), „Lustgärtner“ Timm Haß (+1667).
 
Die Wildkoppel bestand weiterhin.

Es ist bemerkenswert, daß die Anlagen zum Teil während des 30-Jährigen Krieges entstanden.


3) Der weitere Ausbau

Abb.: Grundrißzeichnung von Schloß Eutin mit Garten- und Wirtschaftsanlagen zur Zeit August Friedrichs, nach 1689.

(Reichsarchiv Kopenhagen = RAK)
   

Fürstbischof August Friedrich (reg. 1666-1705), in dessen Zeit der Schloßbrand von 1689 fiel,   modernisierte den Zuschnitt des schloßnahen Gartens im Sinne strengerer Regelmäßigkeit und ließ die Kompartimente der drei Parterreabteilungen mit kurvigen Dekors schmücken, die schon übergeordneten Gesichtspunkten folgten.

Er stattete das Parterre mit einer großen Anzahl steinerner und hölzerner Statuen und mit anderen Skulpturen aus. Der von 1693 bis 1705 am Schloß beschäftigte Bildhauer war Rudolph Böcken.


August Friedrich verlängerte den Melonengarten als Nutzgarten über den Tralaugraben hinaus und wandelte den Gardte in einen Nutz- und Baumgarten um, an dessen Eingang ein Gärtnerhaus und eineGewächsstube“ standen.

Dieses feste Pomeranzenhaus enthielt Orangen-, Zitronen-, Lorbeer- und Kirschlorbeerbäume sowie Zypressen in Kübeln oder Töpfen und zahlreiche Nelkentöpfe.

Gärtner dieser Zeit waren der schon erwähnte Lustgärtner Timm Haß, der „Hofgärtner“ Asmus Heinrich  Kase (+1701), „Hofgärtner“ Johann Jürgen Kase (im Amt 1701-1715).

 

Die Wildkoppel, in der sich nun schon der Bauhof (Gutshof des Schlosses) befand,  bestand weiterhin, doch von der Westflanke, an der Straße vor dem Lübischen thor, hatte der Fürstbischof Grundstücke an bauwillige Leute abgegeben. Ursprünglich reichte die Wildkoppel bis an diese Straße heran.


4) Der Mühlengarten  

Über bürgerliche Gärten früherer Jahrhunderte gibt es nur wenige Überlieferungen. Ein Eutiner Mühlengarten ist daher ein seltenes Beispiel.

Seit 1679 unterhielten die Fürstbischöfe nahe Eutin an der Schwentine eine Kornwassermühle, die „Neue Mühle“, die sie verpachteten. 1698 pachtete sogar eine Frau die Mühle: die Witwe des verstorbenen Müllers Behnke, dessen Pacht seit 1691 gedauert hatte.

Abb.: Lage der „Neumühle bei Eutin“ – rechts die Wassermühle, in der Mitte die spätere Windmühle. (Adolf Burmeister in: Skizzenbücher 1843-44, Nr. 8. Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek = LBSH)

Ann Margret Behnke hatte also schon seit 1691 den hausnahen Mühlengarten zu pflegen gehabt.

1700 heiratete sie den Müller Claus Schacht (Eut. Traubuch S. 130 Nr. 1), auf den die Pacht 1707 überschrieben wurde.

 

Obwohl er tüchtig und fleißig gewesen war, mußte er 1710 die Mühlenpacht aufgeben, weil der Ertrag zu gering gewesen war. Bei dieser Gelegenheit mußte auch der Pflanzeninhalt des Mühlengartens -  persönlicher Besitz der Müllersleute – veräußert werden. Die Pflanzenliste dieses Verkaufs hat sich erhalten. An Bäumen sind aufgelistet: 16 Kirschbäume, 9 Pflaumenbäume, 6 Apfelbäume, 3 Linden und 1 Caneel Kirsch Baum (wohl Cornus mas L.). Außerdem enthielt der offenbar liebevoll angelegte Garten in einem Luststück einen Bogengang, Zierstauden, Zwiebelgewächse, Beerensträucher und Lambertsche Nüß. Der Käufer der Pflanzen und des gantzen Bogengangs war der Eutiner Hofgärtner Johann Jürgen Kase (im Amt 1701-1715). 1710 war also das Ende dieses Mühlengartens gekommen, der schon seit 1691 entstanden sein dürfte.