Der Französische Garten

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Die Urform des Eutiner Französischen Gartens geht auf Christian August (reg. 1705-1726) zurück.

Nach dem Tod des Fürstbischofs folgten ihm seine Söhne Carl (reg. 1726-1727), Adolph Friedrich (reg. 1727-1750), ab 1751 König von Schweden,  und  Friedrich August (reg. 1751-1785), der 1774 in Personalunion Herzog von Oldenburg wurde.

 

Christian August faßte die einzelnen Gartenteile zu einer großen Anlage zusammen, in die auch Teile der Wildkoppel einbezogen wurden.

 

Er hatte bis 1713, dem Beginn seines Exils,  schon die charakteristische Grundform des Eutiner barocken Gartens bestimmt.


Die Gartengrundform wurde von zwei langgestreckten Geländeteilen gebildet, die die Schloßbucht einrahmten und deren Achsen einander am südlichen Ende trafen. Ein kräftiger Tiefenzug war verwirklicht worden, der von der perspektivischen Wirkung der nach Süden zu schmaler werdenden beiden Gartenteile und von den etwa fächerförmig ("radial") angelegten schnurgeraden Wegen verstärkt wurde.

 

Damals war auch schon der Umriß eines Broderieparterres, eine viergeteilte Boskettzone und angedeutete Wasserspiele zumindest planerisch vorhanden. Der Jungfernstieg, die westlich flankierende Straße, ist nun entstanden, der später Zugang zum neuen Gärtnerhof bot.

 

Der Hofgärtner Johann Jürgen Kase (im Amt 1701-1715) hatte diese Uranlage offenbar geschaffen. Erst 1716 folgte als Hofgärtner Johann Christian Löwen, genannt Lewon (um 1690-1760). Als er den Französischen Garten anzulegen begann, hatte er die Geländevorgaben zu berücksichtigen.

 

Abb. Skizze mit dem Grundriß der Residenz und der Stadt Eutin,

in: Alexander Molde, "Uthinische Chronica", Lübeck 1713. (LBE)


 

Abb. Farbig lavierte Federzeichnung (Ausschnitt) von J.C. Lewon, Entwicklungsstand 1728; Teile noch unfertig, und an der Führung der Wasserkunst wird gearbeitet. (LAS 402 A36/360)

 

Man blieb bei der Trennung von Lust- und Baumgarten. Bei der Anlage des Baumgartens orientierte man sich an den Achsenverläufen des alten Gardte vom frühen 17. Jh. Auch die Allee vor der Eremitage – im Zwickel zwischen Baum- und Lustgarten – wurde parallel zur Ostflanke des Lustgartens angelegt, d.h. sie folgte nicht dem Konzept ‚radialer‘ Achsenverläufe.


Abb. Die um 1725/30 entstandene große Cascade mit Berceaux und Ausblick auf den südlichen Gartenteil. (Kupferstichwerk 1743. LBSH)

 

Des weiteren unterbrach Lewon am südlichsten Gartenende den Tiefenzug durch einen quergelagerten – und überdimensionierten – Boskettbereich, dem er zudem 1735 noch einen hochgestellten Pavillon einfügte.

 

Abb. Die Verlaufsskizze der Wasserkunst, um 1778 von Hofbaumeister Georg Greggenhofer (?), gest. 1779. (SAE Nr. 1466)

 

Es ist nicht deutlich zu unterscheiden, wo und wie Lewon die Wünsche des Fürstbischofs umzusetzen hatte und was auf eigene Vorstellungen zurückging. Christian August verfolgte offenbar vorrangig das Ziel guter Repräsentation nach geschätzten Vorbildern. Er neigte dazu, konservative Tendenzen im Garten anzustreben. So ist belegt, daß er einen Schneckenberg anlegen ließ, ein sozusagen auslaufendes Modell.


Auch Gartenbereiche im style rustiquewie die Eremitage aus grottiertem Naturgestein und die Felseninsel im Querkanal – waren als Motive rückwärtsgewandt, ebenso der von Bogengängen fest eingeschlossene giardino secreto, ein Gemüsegarten nördlich des Schlosses.

 

Im Lustgarten gab es eine reiche Ausstattung. In der internen Struktur ist zwar an einigen Stellen die Orientierung an Vorbildern erkennbar, doch die Auswahl der Motive und ihre gestalterische Umsetzung sind dennoch einfallsreich zu nennen.

 

Hier ist an erster Stelle die Anlage der Wasserachse zu erwähnen. Mit ihr fand man eine großartige Lösung für das schwierige Gelände und bezog sich gleichzeitig sowohl auf den Wasserreichtum Ostholsteins als auch auf überkommene Vorgaben im Gelände, die seit dem Mittelalter geschaffen worden waren.

 

Das aus dem Lindenbruch herangeleitete Wasser ergoß sich über verschiedene Arten von Kaskaden und stieg in Fontänen empor.

 

 

Abb. Grundriß von Eutin aus dem Jahr 1751 (September)
lavierte Zeichnung mit Explication in der Handschrift J.C. Lewons, unsigniert,Größe 96x61 cm (SAE 1471)

Vom nördlich gelegenen Schloß aus zog sich der Lustgarten in mehreren, gegen Süden jeweils fast rhythmisch verkürzten Abschnitten hin. Ihre interne abwechslungsreiche Gestaltung wurde von Bosketts verschiedener Art, Boulingrins, Rasenparterres, vor allem aber vom Broderieparterre bestimmt.

Es wurde von Seitenbosketts gerahmt und ging über in einen viergeteilten Boskettbereich, der u.a. ein Heckentheater enthielt.


Sandsteinskulpturen, geschaffen von Hofbildhauer Theodorus Schlichting (um 1680-1746), vervollständigten den Lustgarten.

 

Während die schloßnahen Broderien von Statuen der älteren Götterreihe ‚begleitet‘ waren, zeigten sich in den südlicheren Abschnitten  Statuen des Jahreszeiten-Zyklus, dort konservative, hier eher schon ‚moderne‘ Inhalte repräsentierend.

 

Auf dem Gärtnerhof am ‚Jungfernstieg‘ und im Baumgarten entstanden mehrere Gewächshäuser: das Feigenhaus (1722/23), das Vertiefte Glashaus (1723/24), das Kleine Ananashaus (1727), die Terrassenglashäuser (1733), das Große Ananashaus (1737),die Orangerie (1772). 

Der umfangreiche Pflanzeninhalt dieser Häuser ist in einem eigenen Forschungsbericht erfaßt.

 

Ein großes Kupferstichwerk über den Eutiner Französischen Garten, 1743 von Fürstbischof Adolph Friedrich herausgegeben, von Lewon mit Vorzeichnungen (auch von Bleil) versorgt und von Martin Engelbrecht gestochen, hält die Erinnerung an diese großartige Anlage wach.

Abb. Der Lustgartenteil. (Ausschnitt, Kupferstichwerk  1743. LBSH)